Belastung eines Zurrelements (Twistlock) für Container-Frachtschiffe


Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, Bremen

1. Problemstellung

Für Frachttransporte auf Schiffen kommen heutzutage überwiegend genormte Container zum Einsatz, die auf und unter Deck in mehreren Lagen übereinander gestapelt verstaut werden. Zur Sicherung der Ladung gegen Umkippen und Verrutschen auch bei hohem Seegang benötigt man ein umfangreiches Halterungssystem, das den durch die permanenten Schiffsbewegungen verursachten sehr hohen Zug-, Druck- und Scherkräften widersteht.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe gibt es eine Vielzahl verschiedenartiger Komponenten, die nicht selten beim Verladen noch von Hand an den einzelnen Containern angebracht und wieder gelöst werden, und deshalb möglichst wenig Gewicht haben sollten. Darüberhinaus sind diese Bauteile üblicherweise Massenware und müssen daher durch kostengünstige Produktionsverfahren und aus preiswertem Material herstellbar sein. Eine solche Liste von Anforderungen führt dazu, daß entsprechende Komponenten mitunter recht komplexe Formen besitzen und eine Überprüfung ihrer Haltbarkeit bei vielen Herstellern nur experimentell an Prototypen erfolgt.

Hierdurch entstehen natürlich hohe Entwicklungskosten, die sich mit Hilfe von Finite-Elemente Berechnungen deutlich reduzieren lassen, da Fehlentwicklungen, Schwachstellen und Überproportionierungen der Bauteile relativ frühzeitig in der Entwicklungsphase erkannt und vermieden werden können. Zwar benötigt man zur Endabnahme einer neu gestalteten Komponente immer ein produziertes Teil, aber die zwischenzeitliche Fertigung von teuren Versuchsteilen kann weitgehend entfallen.

2. Gehäuse eines Twist-Locks

Als "Twist-Lock" bezeichnet man ein Kuppelstück zur direkten Verbindung der Containern untereinander. Sein Gehäuse (siehe Abbildung 1) ist ein Gußteil, das nach oben und unten mit den sogenannten Schubknaggen jeweils in die genormte Ecke zweier aufeinandergestapelter Container passen und dadurch ein Verrutschen der Container verhindern muß. Das Containergewicht lastet auf der Zwischenplatte dieser Komponente. In das Gehäuse ist drehbar ein geschmiedeter Verriegelungsbolzen, der Konus, eingefügt, der in seiner Verschlußstellung dafür zu sorgen hat, daß der obere Container sich nicht vom unteren abheben kann.

Abbildung 1: Foto des gegossenen Gehäuses eines Twist-Locks

Abbildung 2 zeigt das CAD-Modell eines Gehäuses. Die recht komplexe Form stellt nur einen der möglichen Kompromisse aus Funktionalität, Haltbarkeit und Gewichtsminimierung dar. Beispielhaft sollte numerisch analysiert werden, ob diese Komponente eine ausreichende Stabilität unter Druck- und Scherbelastung aufweist, um zumindest die aus typischen Schiffsbewegungen abgeleiteten Prüflasten unbeschadet zu überstehen.

Abbildung 2: CAD-Modell des Gehäuses eines Twist-Lock

3. FE-Netz und Lastfälle

Für das oben beschriebene Gehäuse zeigt Abbildung 3 das für die Berechnungen verwendete Finite-Elemente Netz. Die Elementlängen sind relativ gleichmäßig im gesamten Bauteil, weil kleine Verrundungen und Phasen, die natürlich unerheblich für die Haltbarkeit sind, vorab aus dem Modell entfernt wurden. Durch Vorgabe von Linien auf der Oberfläche erzwingt man die geradlinigen Elementkanten in der Nähe der Ränder der erwarteten Kontaktflächen.

Abbildung 3: FE-Netz des Gehäuses

Zwei Lastfälle wurden untersucht. In Abbildung 4 sind die Kraftrichtungen und die möglichen Kontaktflächen für eine Drucklast dargestellt, die durch die Containerecken auf das Gehäuse ausgeübt werden. Die eingesetzte Prüflast entspricht dabei ein vielfaches eines typischen Containergewichtes, da es in der Regel gleich mehrere Containerlagen gibt und das schwankende Schiff zusätzlich für Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte sorgt. Verglichen mit dem Gehäuse werden die Containerecken als sehr steif angenommen.

Während es noch relativ einfach ist, die Kompensierung der Drucklasten in der Konstruktion zu berücksichtigen, bereitet die in Abbildung 5 schematisch dargestellte Scherbelastung deutlich größere Probleme beim Entwurf einer Komponente. Die Kräfte werden nun oben und unten auf zwei versetzt liegende Seitenflächen der Schubknaggen aufgebracht und die zuvor definierten Kontaktflächen verhindern ein Kippen des Gehäuses. Da der Innenraum des Gehäuses die Mechanik des drehbaren Konus aufnehmen muß, hat man eine Struktur mit deutlich variierender Wandstärke, die sich nur noch numerisch berechnen läßt.

Abbildung 4: Kontaktflächen und Prüflast unter Druck

Abbildung 5: Kontaktflächen und Prüflast unter Scherung

4. Ergebnisse

Die Ergebnisse einer elastischen Finite-Elemente Berechnungen sind in den beiden Abbildungen 6 und 7 für die Druckbelastung bzw. für die Scherbelastung anhand der Mises Vergleichsspannung dargestellt. Rot kennzeichnet dabei die Bereiche der höchsten Belastung im Bauteil. Die Verformungen sind deutlich überzeichnet, um prinzipiell das Verformungsverhalten erkennen zu können.

Es wird deutlich, daß die Druckbelastung relativ unproblematisch ist, weil sich genau an den Druckstellen Vollmaterial befindet. Die ausreichende Haltbarkeit wird durch eine entsprechend große Auflagefläche erreicht. Kritisch ist die große Belastung aufgrund der Scherung. Dabei sind die verhältnismäßig geringen Wandstärken am oberen bzw. unteren Rand der Schubknaggen gar nicht so entscheidend. Hilfreicher wäre eine Verstärkung im Bereich des Überganges von der Zwischenplatte zu den Schubknaggen, wo man einen Kerbeffekt hat, der leicht zur Rißbildung führen kann.

Abbildung 6: Spannungsverteilung und prinzipielle Verformung unter Druck

Abbildung 7: Spannungsverteilung und prinzipielle Verformung unter Scherung